Max Brenner

Max Brenner

"All I ever wanted was everything"

 

Ausstellungseröffnung 18. Juni 2024 um 19 Uhr

Ausstellungsdauer: 18.06. bis 21.06. 2024

Öffnungszeiten:
Dienstag 18. Juni 19:00 - 23:00
Mittwoch 19. Juni 14:00 - 18:00
Donnerstag 20. juni 14:00 - 18:00
Freitag 21. Juni 14:00 - 18:00

(für Besichtigungstermine außerhalb der Öffnungszeiten gerne spontan kontaktieren +43 6606231312)

 

"In the exhibition and its text, I address the masses of simultaneous existential crises, the resulting fears and reactions, as well as the confusion and powerlessness of the individual due to the ever-advancing digitalisation and its information overload."

WAS SIEHST DU?

In seiner Diplomarbeit ALL I EVER WANTED WAS EVERYTHING entführt Max Brenner die Betrachter*innen in postapokalyptische, dystopische Welten, die unmittelbar an aktuelle Weltgeschehen erinnern: Die Intention der Konfrontation wird durch die Masse der Kunstwerke spürbar: Das Wandrelief gliedert sich in mehrere Ebenen und ineinander verschränkte Motive, die zu komplexen Situationen verwoben sind. Die Besucher*innen treten mit den im Raum positionierten Objekten in eine gegenseitige Bedingtheit. Zudem fokussiert Brenner auf das partizipatorische Moment, sodass das Publikum nicht nur eingebunden wird, sondern auch mit den Kunstwerken in eine Intra-Aktion[1] tritt. Die Frage WAS SIEHST DU? wird zum zentralen Ausgangspunkt, indem der Akt des Schreibens als Festschreiben zum signifikanten Symbol der Sichtbarmachung und des Archivierens zugleich wird.

Die Monolith-artigen Objekte führen zu einer koexistierenden Temporalität, in der die zukünftige Gegenwart bereits abgeschlossen ist – ein Relikt einer Zukunft im Hier und Jetzt. Brenners Informationsüberflutungen und Verwirrungen zielen auf eine inhaltliche Überforderung ab, die das Sehen und Beobachten zur Herausforderung macht. Das Unbehagen wird zusätzlich durch die verschiedenen Soundebenen intensiviert. Dies regt dazu an, das eigene Verständnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit zu hinterfragen sowie die Grenzen und Möglichkeiten anderer Realitäten zu erkunden.

Marija Nujic

 

Im Zentrum von Brenners Werken steht immer der Mensch, abgebildet in seinem sozialen Umraum. Brenner montiert die Figuren eingebettet in dystopischen Settings zu Bilderzählungen zusammen und nimmt dabei die Rolle des Künstlers wie Autors ein. Es entstehen thematische Wimmelbilder, konstruiert aus Mikrogeschichten, die sich alle simultan ereignen. Beim Versuch eines einheitlichen Anblicks scheitert unser Auge. Unweigerlich wirken unzählige Reize zeitgleich auf uns ein und können vom Gehirn nicht mehr verarbeitet werden. Die Überforderung beginnt und versetzt den:die Betrachter:in in einen unbehaglichen Zustand - ein Effekt, den Brenner vorsätzlich herbeiführen will.

[…]

Angst kennzeichnet zunehmend einen Grundzustand unserer Gesellschaft, befeuert von einem stetig negativen Nachrichtenfluss. Menschen haben Angst vor Krieg, Angst vor autoritären Regimen, Angst vor der Pandemie, Angst vor Einsamkeit, Angst vor dem Klimawandel, Angst vor der Zukunft. Die Angst kann uns mobilisieren, damit wir Maßnahmen dagegen ergreifen. Sie kann uns aber auch hemmen, gefügig machen oder auf eine seltsame Weise beruhigend sein. Die Macht der Bilder ist gegenwärtig. Brenner veranschaulicht sie in seinen Arbeiten und polt ihre Energie zur selben Zeit um, wenn er im künstlerischen Verfahren die Motive aus ihren ursprünglichen Kontexten befreit, sie manipuliert und als Versatzstücke zu neuen Bildern verbindet, charakterisiert durch unbeschwerte wie sorgenvolle Stimmungen. So sind es Parallelwelten, die Max Brenner in seinen Bildern sichtbar macht. Der Künstler lässt beides zu, ohne sich in Paradoxien zu verlieren. Wir sollten nicht alles glauben, was wir sehen, aber das Sehen dürfen wir ebenfalls niemals fürchten.

Auszug aus: Anna Fliri, „Max Brenner, Flut der Bilder“, in: Max Brenner, Doom Scrolling, hers. Von Silvia Höller, Lienz, RLB Atelier, 2023, 24-25.

 

[1] “The notion of intra-action (in contrast to the usual “interaction”, which presumes the prior existence of independent entities/relata) marks an important shift, reopening and refiguring foundational notions of classical ontology such as causality, agency, space, time, matter, discourse, responsibility, and accountability. A specific intra-action enacts an agential cut (in contrast to the Cartesian cut – an inherent distinction – between subject and object) effecting a separation between “subject” and “object”. That is, the agential cut enacts a “local” resolution within the phenomenon of the inherent ontological indeterminacy. Crucially then, intra-actions enact agential separability – the local condition of exteriority-within-phenomena. Thus, differentiating is not a relation of radical exteriority, but of agential separability, of exteriority-within. Intra-actions cut things together-apart (as one movement).” Karen Barad, Nature´s Queer Performativity, Kvinder, Køn & Forskning NR. 1-2, 2012, 32.