Atmosphäre
& Authentizität

Atmosphäre & Authentizität

Michael Goldgruber, Jochen Höller, Gert Linke, Gabi Mitterer, Maria Morschitzky, Olaf Osten, Ana Pascu, Brigitte Sasshofer, Gerlinde Thuma

Ausstellungsdauer: 30. Juni - 16. Juli 2022
geöffnet jeweils Mi, Do, Fr, 15 bis 19 Uhr; Samstag 15 bis 18 Uhr

Die Hofinstallation von Olaf Osten ist jeden Samstag zu besichtigen!

Einer besonderen Atmosphäre haftet auch immer etwas Momentanes an. Sie scheint im Hier und Jetzt verankert zu sein. Und hat irgendwie mit einer sensualen Erfahrung zu tun: Wir fühlen etwas intensiver oder werden intensiv berührt. Die Suche nach dieser Intensität liegt nach den kargen Jahren der Pandemie in der Luft.

Authentizität hat eine gewisse moralische, eine ethische, zumindest eine subjektbezogene (Wahrnehmungs) Perspektive. Denn wir wollen meist selbst authentisch sein, oder auch authentisch bleiben – und meinen damit, unseren Prinzipien auch im Handeln „treu“ zu sein, und das ist eine Herausforderung in unserer Zeit.

In seinem Kurzfilm „De.Frost.Zones“ zeigt er Bilder, die mit fotografischem Zugang, statisch und sorgfältig komponiert, topografische Ausschnitte und Szenarios an Gletschern der Ostalpen zwischen Großglockner und Silvretta seine Intentionen eindrucksvoll darlegen. Die Bilder sind ruhig und kontemplativ, sie evozieren melancholische Nachdenklichkeit und erzeugen nebst ihrer erhabenen und mythischen Präsenz auch beklemmende Bewusstheit bezüglich ihres Verschwindens.

 

Michael Goldgruber, Still aus De.Frost.Zones, 2018-2021, Full-HD, stereo, 14 min

Kein Buch auf der Welt hat eine Gesellschaft dermaßen geprägt wie die Bibel. Die Macht über das Wissen hatte die Kirche, erst mit der Aufklärung wurde das Wissen sozusagen liberalisiert. Jeder kennt den Spruch: Wer nichts weiß, der muss alles glauben; Ausgehend davon wurden aus dem Buch der Bücher alle Wörter „glauben“ und „wissen“ ausgeschnitten, um das Verhältnis beider Wörter zueinander zu untersuchen.

 

 

Jochen Höller, Glaube : Wissen, 2019, Collage, Papier auf Karton, gerahmt, 45 x 60 cm

 

 

 

 

 

 

 

 

Gert Linke, Ein Stück Gugelhupf 2014, Eisenguss (Grauguß), 30 x 30 x 13 cm

Der einem Lehrbuch für Meteorologie und Geophysik entlehnte Titel Die Dynamik der Atmosphäre ist der Versuch einer möglichen Sichtbarmachung von Atmosphäre im Sinne gesellschaftlicher Stimmungen und Strömungen. Anhand von zwei Arbeiten dieser neunteiligen Serie soll die Komplexität interagierender Geschehnisse innerhalb menschlichen Zusammen-lebens und möglicher Entladungen thematisiert werden. Der Camouflagestoff veranschaulicht als Bildträger und Kleidungsstoff die Vielschichtigkeit des Tarnmusters mit all seinen Zuschreibungen.

 

 

 

 

 

Gabi Mitterer, aus der Serie „Die Dynamik der Atmosphäre“: Grenzlanddirndl, Tarnstoff, Größe 38, auf Kleiderständer und O.T., 2002, Acryl auf Tarnstoff, 80 x 140 cm (

Die Serie Rauschen widmet sich der Bewegungsdynamik, die den körperlichen Impulsen beim Zeichnen entspringt. Die Hand als Seismograf neuronaler, steuerbarer Rhythmen wählt einer Maschine gleichend aus gespeicherten, doch sich weiterentwickelnden Programmen aus und „schreibt“ daraus Muster und Formen. Aus Punkt und Linie entsteht das Rauschen, dessen Spannungsmoment sich zwischen Formfindung und -auflösung ansiedelt. Die horizontal angelegten Blätter sind zugleich Bezugnahme als auch Abgrenzung zum Medium Schrift und thematisieren den Prozess des bewegten Schauens.

 

Maria Morschitzky, aus der Serie Rauschen, 2020/2022, Farbstift auf Papier, 21x29,7cm, Bildrecht

Olaf Ostens begehbare Installation Home Sweet Home aus übermalten Fenstervorhängen ist der Versuch einer atmosphärischen Synthese zweier Orte bzw. potentieller Heimaten am Beispiel von Wien und Sarajevo und erzählt u.a. von der komplexen Persönlichkeit, die Migration erzeugt. Die Sujets zeigen sowohl den Alltag als auch Geschichte oder Politik und resultieren aus eigenen Erfahrungen, Gesprächen und Literatur. Dabei ergibt sich durch die transparenten Vorhänge z.B. die Frage, wie durchlässig und vielschichtig ein „Zuhause“ wohl sein kann.

 

Olaf Osten, Home Sweet Home, 2022, bemalte Vorhänge im Außenraum

The perpetual transformation that is specific for human nature imposes a continuous searching, ended only by the inevitable moment of mortality. The stages of the process take place inside the relationship between the spaces that the self simultaneously exists in- the material one and the interior, intangible one. The fragmentation of the intimate space talks about the impossibility of fully exposing the personal experience. Apex, symbolizing the highest point in space, opens the notion of wholeness and transforms the apparent ending of the process into an ongoing rediscovery of one's self.

 

Ana Pascu, APEX, 2021, video, edition of 3 + 1 AP, 2min 44sec, 1920x1080, color, stereo

Ursprünglich drei Steinskulpturen, präsentiert auf einer Bodenmalerei aus Kalk, welche die nicht mehr vorhanden Körper der Tiere als Silhouetten zeigte. Diese wurden bei der Begehung durch die Besucher ausgelöscht. Die Arbeit war Teil einer Werkreihe in den 80iger-Jahren, in denen ich mich mit Themen Artensterben / Umweltzerstörung befasst habe.
Digitale Komposition 2017:  Bearbeitung von Fotoaufnahmen einer kleinen Nashornskulptur aus dem Jahr 1989 und Konfrontation mit einem Original-Polaroid aus dem Entstehungsjahr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brigitte Sasshofer, Vom Verschwinden der Nashörner, 1989 - 2017, Zwei Steinskulpturen: Krastaler Marmor, Höhe je 55 cm, Originalpolaroid, gerahmt, 90 x 108 mm, Lambda-Print auf Aluminium, 120 x 80 cm

Die Welle bewegt sich dem Impuls folgend, bis sie auf Widerstand trifft und ihrem Wesen entsprechend geändert Raum greift. Hier wird in zwei Bildhälften eine Einzelwelle der Struktur einer Summe von Wellen in Beziehung gestellt. Zwischen Wellen und Atmosphäre besteht eine Wechselwirkung – Atmosphäre ist Welle und Wellen werden durch Phänomene der Atmosphäre ausgelöst. Ein Welle kann aus einer ebenmäßigen Gesamtheit heraus zur Riesenwelle werden - als Sinnbild und als Phänomen.

 

 

 

 

Gerlinde Thuma, One and All, 2022, Kohle, Pigment, Acryl / Leinwand, 150 x 100 cm (€ 4300,-)
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