Bilder und Texte über das Wasser und die Sprache
Sabine Müller-Funk
Vernissage: 1. November 2022 um 19 Uhr
Eröffnungsrede: Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Performance: Christian Mair und Anna-Maria Krassnigg
Teaser aus dem Orlandotrip aus dem Projekt „seachange“
Ausstellungsdauer: 1.-12.November 2022
Donnerstag, Freitag 15-19 Uhr, Samstag 14-16 Uhr
„Das Wasser der Sprache ist durchsichtig, verborgen nur von der eigenen Tiefe, birgt es stets nur sich selbst; das ist die Sprache, nichts was nicht Wasser wäre: erkennbar in dem, was sie sagt, entspricht sie sich selbst vollkommen und redet immer vom selben.“
„.. man hat das Gefühl, dass Freud beobachtet, wie die Sprache ihr Unaussprechliches zur Oberfläche aufsteigen lässt, bis zu ihrer äußersten Grenze, dieser feinen Haut, wo das Wasser noch Wasser ist und schon nicht mehr ist. An dieser unfassbaren Nahtstelle, wo alles ist und alles endet, zerplatzen die Blasen, die aus den Tiefen aufsteigen.“
Georges-Arthur Goldschmidt, Als Freud das Meer sah
Sabine Müller-Funk überschreibt und überlagert in der Serie „Himmelüber“ Photographien vom Mittelmeer als europäischem Sehnsuchtsraum mit Texten, Worten, Lyrik von Autor*innen, die – oft von der anderen Seite des Mittelmeeres – einen anderen Sehnsuchtsraum vor sich haben- nämlich ein sicheres Europa. Dadurch überlagern sich zwei unterschiedliche Perspektiven: Für Europäer und Europäerinnen ist der Meereshorizont eine Metapher für Weite und Offenheit, für Migranten und Migrgantinnen hingegen ist der Sehnsuchtsraum das Festland, ein Symbol für Freiheit, Wohlstand und Sicherheit.
Die Überlagerungen, Überschreibungen, Auslöschungen und Übersetzungen in den Arbeiten beschäftigen sich und staunen über die Themen der Quelle und dem Ozean der Sprachen. Sie thematisieren das Dreieck von Unbewusstem, Sprache und Wasser. Daraus werden Ansichten und Blickwinkel von Wasser und Meer sichtbar. Unlesbare Zeichen tauchen auf, die scheinbar aus der Tiefe an die Oberfläche steigen.
Die Arbeiten aus den Serien Stromaufwärts, quelleinwärts (2019) und Himmelüber/sky-over (2021) beschäftigen sich mit der Sprache als solcher, ihrer Offensichtlichkeit, ihrer gleichzeitigen Abwesenheit und ihrer verzaubernden Anwesenheit.
Sabine Müller-Funk
Jahrgang 1958, 1988 Diplom Akademie der Bildenden Künste in München, 1991 Jutta-Cuny-Franz-Preis, Ankäufe durch das Land NÖ, BMUK und Kunstmuseum Düsseldorf und Museum Vysociny (CZ) Mitglied bei Künstlerhaus, blaugelbeZwettl, artP. Lebt in Drosendorf/NÖ, Wien und Labin, Istrien.
Objekte, Skulpturen, Graphik, Konzeptuelle Photographie, Arbeiten im öffentlichen Raum
2021/22 NöArt Flussaufwärts _NöArt Buchstäblich bildlich
2020 Thessaloniki (GR) National Bank of Greece Foundation
2019 Zwettl, Blaugelbe_ Rom, (I) Galeria Bruno Lisi AOC F58_Tokio (J) ostasiatisches Kulturinstitut_ Wien, ZS Artgallery
2018 Wien, Kunstraum Nestroyhof_ NÖDok, St.Pölten
2017 Labin (HR), Städt. Galerie_ Wien, Sehsaal _ Viareggio(I)_Krastal/K
Bruch, Spur und Zeichen und deren membran- oder palimpsestartiger Überlagerung mit transparenten Materialien, sowie deren Zerschneidung und Überlagerung sind die Themen an denen die Künstlerin arbeitet. Der Verlust von Lesbarkeit läßt die Schrift in ihrer bloßen Visualität und Rätselhaftigkeit als Zeichen sichtbar werden.
Wortwiege (Anna-Maria Krassnigg und Christian Mair)
Die Serie Himmelüber/sky-over steht im direkten Zusammenhang mit SEA CHANGE – Re-telling Myths of Change in Arts and Humanities, einem Projekt der wortwiege, von Anna-Maria Krassnig und Christian Mair.
https://www.wortwiege.at
Im Zentrum dieses grenzüberschreitenden Projektes (Darstellende Künste, Musik, Wissenschaft und Bildende Kunst) stehen dabei – im Gefolge von Virginia Woolfs berühmtem Roman Orlando – die Wandelbarkeit von Psyche und Meer und die Abenteuer des Menschen, damals wie heute. Das Wasser und speziell das Meer erweisen sich dabei als Medium einer im Unbewussten verankerten Metamorphose. Zugleich ist das Mittelmeer ein fluider Zwischenraum, der verschiedene Menschen und Kulturen immer verbunden hat. An diese Besonderheit knüpft SEA CHANGE an, indem es kulturelle Projekte in den verschiedensten Ländern des Mittelmeerraumes in Gang setzt und verknüpft.
Ein Teaser von ORLANDO TRIP - A Tribute to Ludovico Ariosto & Virginia Woolf by Fox On Ice wird als Performance bei der Eröffnung live zu hören und zu sehen sein.
Hamed Abboud
Stellvertretend für die vielen an diesem Projekt beteiligten Autorinnen und Autoren wird Hamed Abboud bei der Finissage aus seinen Texten lesen. Abboud ist 1987 in Deir ez-Zor (Syrien) geboren und studierte2012 Nachrichtentechnik (Telekommunikation) in Aleppo. Ein Jahr nach Ausbruch der Revolution erscheint sein erster Lyrikband. Dann entschließt er sich zur Flucht und landet 3 Jahre später, nach Aufenthalten im Libanon, Ägypten und der Türkei, in Wien. Mit seinem schwarzen Humor versucht er der Hoffnungslosigkeit einer gescheiterten Revolution und der Scham emigriert zu sein und Freunde und Verwandte zurück gelassen zu haben, etwas entgegenzuhalten.
Der verwendete Text stammt aus dem Band
“Der Tod backt einen Geburtstagskuchen“
pudelundpinscher Wädenswil/CH 2017.
ISBN 978-3-906061-11-5