Ich hab das alles nur für dich gemacht. Christiane Reiter

Christiane Reiter
Ich hab das alles nur für dich gemacht.

Ausstellungseröffnung 26. Juni 2024 um 19 Uhr
Eröffnung: Veronika Rudorfer, Kuratorin am Museum Berggruen (Nationalgalerie Berlin)

FINISSAGE
Freitag, 19. Juli 2024 ab 19 Uhr
Prosecco Rosé
Nature & Blue Chips

Ausstellungsdauer: 27.6. bis 19.7.2024
geöffnet jeweils Mi, Do, Fr, 15 bis 19 Uhr Samstag 14 bis 17 Uhr

Christiane Reiter lässt ihre Arbeiten anhand von erdachten „Algorithmen“ entstehen, die sie von ungewollten Gestaltungsfragen befreien. Sie befolgt die zuvor festgelegten Regeln und führt diese in den meisten Fällen seriell und großflächig mit Buntstift aus. Das Werk kann sich auf diese Weise zeigen, es entsteht  auf geheimnisvolle Weise und ist schließlich Ausdruck seiner eigenen, unabhängigen Bedeutung. Die vorangehende intensive, analoge Handlung des Be-Zeichnens gilt der besonderen Wertschätzung für das Werk als Subjekt und ist auch als therapeutische Gegen-Arbeit inmitten einer massiv verunsichernden Realität zu verstehen.

Für die aktuelle Ausstellung stellte sich Christiane Reiter die Vorgabe, das letzte Bild (Format 80 x 80 cm) aus einer vorangegangenen  Serie vierfach vergrößert in derselben Technik - Buntstift auf Karton - für den sehsaal zu übertragen. Es ergibt sich in Folge ein neues Format von 320 x 320 cm - zusammengesetzt aus Kartoneinheiten zu je 40 x 80 cm. Die maximale Raumhöhe des sehsaal beträgt jedoch lediglich 290 cm; also kann das Bild nicht herkömmlich an der Wand positioniert werden. Stattdessen wird es zum großen Teil an der Frontwand des Raums, die auch oft für Projektionen genützt wird, angebracht und simuliert dabei eine Projektion. Folgerichtig erscheint der am Boden verlaufende Teil des Bildes verzerrt.

"Die Idee war, ein für die spezifischen Wände zu großes Bildwerk entstehen zu lassen und in den Raum, in die Realität und in die Welt einzupassen. Damit es sich dir (= dem sehsaal, dem Publikum, der Kunst, mir, dem Universum …) zeigen kann."

Kurzbiografie

Geboren 1976 in Schladming (AT), lebt und arbeitet in Wien.
1996–1997 Studium der Kunstgeschichte, Universität Wien
1997–2002 Studium "Freie Grafik" bei Mario Terzic, Diplom, Universität für angewandte Kunst, Wien
2012–18, 2019–23 Universitätsassistentin/Lehrende Abt. textil·kunst·design, Kunstuniversität Linz

Preise

2007 Preis des Landes Vorarlberg, 30. Österr. Grafikwettbewerb, Galerie im Taxispalais, Innsbruck
2005 Preis des Landes OÖ, 29. Österr. Grafikwettbewerb, Galerie im Taxispalais, Innsbruck
2003 Ankaufspreis, 28. Österr. Grafikwettbewerb, Galerie im Taxispalais, Innsbruck

Letzte Ausstellungen
2024 and so on and so forth, Einzelausstellung, Galerie rauminhalt_harald bichler, Wien
2023 Made of Paper, Gruppenausstellung, Museum Ritter, Waldenbuch bei Stuttgart (D)
The Wall, Gruppenausstellung, kuratiert von Siggi Hofer, Kunstverein Schattendorf, Schattendorf (AT)
2022 greying, Einzelausstellung, Galerie rauminhalt_harald bichler, Wien

Skizze, 2023, Buntstift und Bleistift auf Papier, 297 x 210 mm, Foto: Andreas Wastian

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Veronika Rudorfer:

[…]

Christiane Reiter bewegt sich in einem Spannungsverhältnis von maximaler Normierung und Determinierung durch die Regeln und der damit einhergehenden Beschränkung möglicher künstlerischen Entscheidungen in ihrem Prozess, sowie dem direkten körperlichen Einsatz und physischen Akt des Be-Zeichnens. Diese Ambivalenzen finden sich auch im Verhältnis des Be-Zeichnens zum Bildträger wieder – gleich einer Archäologin legt sie hier zugleich etwas frei und be-deckt etwas. Erst wenn alle Farbflächen angeordnet und im jeweiligen Ausstellungsraum installiert sind, zeigt sich die aus zahlreichen Einzelteilen zusammengesetzte Arbeit in ihrer Gesamtheit.

[…]

Die Raumhöhe des sehsaals übersteigend, entscheidet sich Christiane Reiter für einen medientheoretischen Überlegungen folgenden Eingriff, um „Ich hab das alles nur für dich gemacht.“ hier der Regel der vierfachen Vergrößerung entsprechend präsentieren zu können: Mit analogen Mitteln projiziert sie die Arbeit auf die Prellwand und den Boden des sehsaals, inklusive der daraus resultierenden perspektivischen Verzerrungen – und dem Spannungsverhältnis aus Vertikalität und Horizontalität in der Präsentation. Die zu große Arbeit passt sie in die räumlichen Gegebenheiten ein, sie fügt sich der Realität des sehsaals.

Besucher*innen, die den sehsaal gut kennen, können darin auch eine Referenzierung des Ausstellungsraums ausmachen, dessen Prellwand oftmals für die (digitale) Projektion von Videoarbeiten genutzt wird. Christiane Reiter öffnet und adaptiert „Ich hab das alles nur für dich gemacht.“ damit nicht nur in Bezug auf das Format und die Maße des Raums, sondern erweitert die Arbeit auch medial: Der Prozess des Be-Zeichnens wird in der Rezeption um eine medienreflexive Komponente erweitert, wenn wir zunächst womöglich tatsächlich eine digitale Projektion zu sehen glauben und sich die zutiefst analoge Gemachtheit erst in der genauen Betrachtung erschließt.

– Veronika Rudorfer

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