Pressematerialien Resonanz und Resilienz

Presse Information

Resonanz & Resilienz

Rubén D'Hers, Ilse Ermen, Markus Guschlbauer, Lena Knilli, Marianne Lang, Wendelin Pressl, Arnold Reinthaler, Darja Shatalova

Eröffnung: 30. Juni 2021 von 17 – 21 Uhr
Grußworte: Silvia Jankovic, Bezirksvorsteherin in Margareten

Ausstellungsdauer: 1. bis 9. Juli 2021
Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr; Samstag von 14 bis 11 Uhr

Digitale Reizüberflutung, Beschleunigung, Klimawandel, Coronakrise: Die Welt um uns, mit uns und durch uns verändert sich. Ob unaufhaltsam oder willkürlich, ob abrupt oder kontinuierlich, ob selbstverschuldet oder fremdgesteuert: unsere Wahrnehmung von und Beziehung zur Welt ist derzeit scheinbar ins Wanken geraten.

Mit `Resonanz & Resilienz´ als Jahresthema 2021 geben wir dem sehsaal einen Rahmen für Antworten, Szenarien, Ansätze und Vorstellungen auf das stets neu zu sortierende Verhältnis vom Individuum und Subjekt zu seiner (Um-)Welt.

Dieses sich neu, sich anders, sich bewusst In-Beziehung-Setzen suchen wir über die Pole von Resonanz und Resilienz zu erkunden: Resonanz als Tendenz einer harmonischen und Resilienz als Tendenz einer nachhaltigen Widerstandskraft, die auf veränderte Lebensbedürfnisse reagiert.

Die Arbeiten der Gruppenausstellungen vermitteln in unterschiedlichen künstlerischen und medialen Formaten individuelle, teils auch sehr persönliche Ansichten und Auseinandersetzung mit der menschlichen Anpassungsfähigkeit, dem (un)bewusst subjektiven Entgegensetzen und/oder dem zunehmend als Widerspruch wahrgenommenen Verhältnis von Kultur und Natur.

Rubén D'Hers: Ara Ararauna, 2019
Käfig, Arafeder, Motor und Wandler fungieren in dieser Arbeit als eine Art Stimmapparat zur Wiedergabe einer Audiodatei. Die Audiodatei enthält nicht die Aufnahme des Vogels, sondern die Aufnahme einer Improvisation mit einem Geigenbogen, die versucht, die Geräusche dieses Vogels zu imitieren. Wenn diese Audiodatei über einen am Käfig angebrachten Vibrationslautsprecher wiedergegeben wird, schwingen die während der Improvisation erzielten Resonanzen, Obertöne und Rückkopplungen im Inneren des Käfigs erneut mit - als Resonanz innerhalb einer Resonanz.

Ilse Ermen: Identités électives / Serie von Postkarten in variablen Kombinationen, seit 2018
Bekanntlich werden einer Person im Leben unterschiedliche Rollen und Identitäten zugeteilt, in den Augen der Anderen ist man stets jemand anderes / ein_e Andere_r. Man wird verwechselt oder falsch eingeschätzt. Die Wahlidentitäten sagen klar, was ich bin oder auch nicht. Manche Nicht-Identitäten sind offensichtlich, daher banal, andere auf unterschiedliche Art folgenreich.

Markus Guschlbauer: Adaptation/Transformation, Video, 2019/2020
Das angebliche Gegensatzpaar Natur-Kultur steht häufig im Zentrum von Markus Guschelbauers künstlerischer Praxis. In der Arbeit Adaptation/Transformation bevölkern phantastische Wesen seine Naturbühnen. Sie agieren autonom und nehmen nur bedingt Bezug auf ihre Umgebung. Die Welt ist Bühne, auf der verschiedene Konzepte des Daseins erprobt werden. Welche Rollen gespielt werden, bleibt ebenso offen, wie die Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt.

Lena Knilli: shelter (open house), 2020, Aquarell und Akryl auf Papier, 40 x 40 cm
Haus und Baum (1 – 4), 2020, Industrypainter auf Papier, 42 x 42 cm
Bekannte Objekte werden durch Verformungen zu einer Art visueller Fragestellung formuliert. In "shelter” werden Gebäude verändert, verdreht, verbogen und gestaucht. Sie sind vielleicht nicht mehr hundertprozentig tauglich, aber sie haben noch eine Öffnung zum Hineinschlüpfen, auch zum Hinausschauen oder Hindurchschauen. In “Haus und Baum” verschmelzen Haus und Bäume zu einer einzigartigen Komposition – sie passen sich gegenseitig an, und gleichzeitig widersetzen sie sich.

Marianne Lang: Back to the Roots, Buntstiftzeichnungen auf Papier, je 90x70cm, 2021, gerahmt
Die Serie verweist auf die spielerischen Naturerfahrungen der Kindheit, wenn aus Ästen und Laub Behausungen gebaut werden. Hier spiegelt sich das tief verwurzelte Bedürfnis wider, sich ein Zuhause zu schaffen, das Schutz und Intimität, auch Geborgenheit, bietet. Marianne Langs Bilder sparen jedoch eben diese Konstruktionen in Form weißer Silhouetten aus und überlassen es dem/der Betrachter*in, die entstandene Leere emotional und gedanklich zu erforschen und auszufüllen.

Wendelin Pressl: Der Antikommunikator, 2021, Objekt aus Kartonrohren und Spiegel, ca. 23 x 30 x 9 cm
Der Apparat erinnert in seiner Form entfernt an den Hörer eines alten Telefons. Mit ihm kann man über ein Spiegelsystem das eigene Ohr betrachten, bzw. dem eigenen Auge zuhören. Zum einen lässt sich so ein normalerweise wenig beachtetes Detail seiner selbst besehen, zum anderen blendet es die (Um)Welt aus – man ist hermetisch in der Selbstanschauung versunken. Entschleunigung.  Vertiefung, Egoverkapselung, jedenfalls keine Kommunikation.

Arnold Reinthaler: second life, seit 2011 (laufend), Ritzungen in schwarzen Granit, je 40 x 40 x 1 cm
Täglich ritzt Arnold Reinthaler seit zehn Jahren kaum lesbare Sätze in Stein, die allesamt mit „MORGEN WERDE ICH“ beginnen. Vorangestellt ist nur das Datum des Schreibprozesses. So entstehen pro Jahr 12 Tafeln aus schwarzem Granit, die aneinandergereiht unterschiedlichste Zeitebenen aufspannen: ephemere, private Imaginationen, die er tags darauf durchstreicht, ebenso wie politische Fiktionen.

Darja Shatalova:  T3(VG), 50 x 50 x 50 cm, Permanentmarker auf Kunststoffglas, lackierte Holzleisten, Gewindestangen, 2020
Die Arbeit stellt die dritte Transformation der ursprünglich installativen Performance „Vorübergehend“ dar, in der mittels eines Systems an Zeichen und Codes die Bewegungen von Passant*innen über eine Dauer von 9 Stunden aufgezeichnet werden. Das analoge Verfolgen von Abläufen kontrastiert die Fähigkeiten und Grenzen der menschlichen Auffassungsgabe im Gegensatz zum digitalen Tracking. Die einzelnen Notationsebenen verdichten sich im Kubus hintereinander gestaffelt zu einem nicht-linearen Protokoll.

Biografien

Rubén D’Hers (Venezuela). Lives and works in Berlin. Acoustic guitars, zithers, piano strings, cable, stones, hanging motors, pliers, waving cords, bird feathers and refrigerators parts are some of the material he currently uses to produce sound works that operate at a blurred intersection between sound and music. He is a recipient of the Stiftung Kunstfonds working stipend 2020, the emerging artist award grant Cisneros Fontanals Foundation CIFO 2018 and the visual arts research grant from the Berlin Senate Department for Culture and Europe 2017.
http://www.rubendhers.net/

Ilse Ermen,  geb.1959; D/CH. studierte Bildende Kunst an der ENSBA in Paris (1979 - 1984), daraufhin arabische und slavische Philologie/Linguistik in Paris, Berlin und Basel (1985 - 1991; Dissertation 1996). Sie arbeitet mit Sprache als Bild, in letzter Zeit auch zunehmend mit Klang. Aus dem Zusammenhang gerissene Wörter, Sätze und Texte werden zu Bildern; diese wieder zu Lauten (z.B. in Lesungen). Zentral sind Dekontextualisierung, Hinterfragung von Wahrnehmungsprozessen und Denkmustern. Pendelt zur Zeit zwischen Brest (Frankreich) und Berlin.
http://www.ilse-ermen.com/

Markus Guschelbauer ist 1974 in Friesach (A) geboren, er lebt und arbeitet in Wien. Nach dem Studium der Fotografie am Institut für Bildende und Mediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien ist er seit 2009 als freischaffender Künstler tätig. Landschaften sind sowohl Bezugspunkt als auch Kulisse für seine künstlerischen Interventionen und Inszenierungen. Mit Hilfe von Alltagsmaterialien und Elementen aus dem künstlerischen Formenvokabular entstehen temporäre Stücke auf der Bühne Landschaft. Durch den präzisen bildnerischen Akt des fotografischen und filmischen Prozesses formen sie sich zu autonomen Bildwerken, die sich an der Schnittstelle von Fotografie, Bildhauerei, Performance und Land Art bewegen.
https://www.markusguschelbauer.com/

Lena Knilli wurde 1961 in Graz geboren und ist in (West)-Berlin aufgewachsen. Sie studierte Malerei an der HdK in Berlin und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien bei Maria Lassnig. Von 1992 bis 2001 Jahren lebte und arbeitete sie in Prag, anschließend wieder in Wien. Lena Knilli arbeitet in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Collage, sowie audiovisuelle Installation und kollaborative Formate. Sie beschäftigt sich mit der Untersuchung und Überlagerung verschiedener bildlicher Systeme, sowie mit den Fragestellungen, die hieraus resultieren. Es interessieren die Ausgangspunkte für eine individuelle Entwicklung und unsere Wahrnehmungsweisen. Ausstellungen im In-und Ausland.
https://lenaknilli.at/

Marianne Lang wurde 1979 in Graz geboren. 1998-2005 Universität Mozarteum (Dieter Kleinpeter). 2010 Staatsstipendium für bildende Kunst Österreich, Förderpreis Land Salzburg, 2003-09 Atelierstipendien Berlin, Budapest, Montrouge, Virginia, Paris, 2007 Jahresstipendium für bildende Kunst, Land Salzburg. Letzte Einzelausstellungen: 2020 Vermessung der Leere, Stadtgalerie Salzburg, 2018 Spiegelbildlich, Bildraum 01. Wien, 2017 Wald, Galerie Zimmernann Kratochwill, Graz, 2015 Das Haus im Grünen, Galerie Bäckerstrasse4, Wien. Letzte Beteiligungen: 2021 Steiermarkschau, Kunsthaus Graz, 2020 Beethoven unter einem D-A-CH, Künstlerforum, Bonn, 2018 Obsession Zeichnung, Bruseum, Joanneum, Graz.
https://www.mariannelang.at/

Wendelin Pressl ist ein „Feldforscher“ an der Grenze zwischen Kunst, Wissenschaft, Wahrnehmung und: Kosmos. In zahlreichen Ausstellungen, Auslandsaufenthalten und Publikationen hat Pressl das Forschungssystem Kunst auf seine für ihn typische Weise von Wahrheit und Täuschung ausgelotet und bestimmt. 1971 in Graz geboren, lebt und arbeitet Wendelin Pressl freischaffend in Wien. Nach der Meisterschule für Malerei an der Ortweinschule Graz studierte er in Wien an der Akademie der bildenden Künste.
http://www.wendelinpressl.com/

Arnold Reinthaler studierte Bildhauerei an der Hochschule für künstlerische Gestaltung in Linz und bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er promovierte bei Thomas Macho mit einer kulturwissenschaftlichen Dissertation über die Zirkulation des Begriffs >nomadisch< im Kunstkontext. Seine Arbeiten umkreisen Zeitbegriffe, die er mit bildhauerischen Mitteln modelliert. Dabei stellt er das subjektive Handeln in den Mittelpunkt lang andauernder Arbeitsprozesse, die er vorwiegend in Stein, Papier und Lichtmedien übersetzt. Arnold Reinthaler erhielt zahlreiche Stipendien und Preise und lebt als Künstler in Wien.
https://reinthaler.org/

Darja Shatalova ist eine transdisziplinäre Künstlerin mit einem mathematischen Hintergrund. In ihren Arbeiten untersucht sie die Strukturen gesellschaftlicher Phänomene und individueller Erfahrungen auf eine analytische Weise. Ziel ist es, in der Vielfalt singulärer Ereignisse Prinzipien und Muster zu erkennen und so eine Ordnung im eigenen Leben und der Umwelt zu finden. Die kontinuierlichen Aufzeichnungen und Notationen finden in Künstlerbüchern statt, aus denen Elemente in Performances, raumbezogene Installationen und Klangkompositionen übersetzt werden.
http://www.darjashatalova.com/