Me and my mother produced by my father – Roman Pfeffer

Me and my mother produced by my father

Roman Pfeffer

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der ICH – (De)Konstruktion.

Ausstellungseröffnung 18. September um 19 Uhr
Eröffnung: Lisa Ortner-Kreil, Kuratorin Bank Austria Kunstforum Wien

Ausstellungsdauer: 19. September bis 11. Oktober 2024
Öffnungszeiten: jeweils Mi, Do, Fr, 15 bis 19 Uhr Samstag 14 bis 16 Uhr

 

Wir freuen uns über die Ausstellungsbesprechung von Daniela Gregori im artmagazine.cc:

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Lisa Ortner-Kreil:

... Roman Pfeffer, geb. 1972 in Grieskirchen, lebt und arbeitet in Wien, kommt eigentlich aus der Malerei. Er hat bei Gunther Damisch an der Akademie der bildenden Künste studiert. Probe und Experiment standen zunächst etliche Jahre im Zentrum seiner Kunstproduktion, nach einem Auslandssemester in Canterbury war dann klar: Der Ausdruck kann abstrakt sein, aber muss eine Anbindung ins echte Leben haben. Erst zu Ende des Studiums ringt sich Roman Pfeffer, wie er mir selbst bei einem rezenten Atelierbesuch erzählt hat, dann zu dem, was er künstlerisch konkret machen will, durch, das war 2006.
Von da an: Das Objekthafte und der verwandelte Alltag, aber auch kollaborative und autobiografische Praktiken sind seine Themen. Die Arbeiten, die mir Roman Pfeffer in seinem Atelier im 2. Bezirk gezeigt hat, waren so faszinierend wie unterschiedlich, zusammenfassend kann man sagen: Er macht konzeptuelle Kunst, die nahbar ist, die, zum Denken anregt und die auch einen gewissen Hang zum Schalk und zur Ironie besitzt. Im Zentrum von Roman Pfeffers Ausstellung im sehsaal steht, wie es der Künstler selbst bezeichnet, die Konstruktion und Dekonstruktion des Ich. Hört sich sperrig an, ist es aber nicht.

Alle Arbeiten sind abstrakte Selbstporträts. Da wäre zunächst die titelgebende Arbeit Me and my mother, produced by my father zu der Roman Pfeffer sagt: „Ich habe meinen Vater beauftragt, das Kunstwerk auszuführen, nach meinen Anleitungen. Es geht um die Verschränkung, wie etwas entsteht. Er hat das Kunstwerk produziert und er ist gleichzeitig auch der Producer von meiner Mutter und mir. Der Umfang des Kreises geht auf meine Körpergröße zurück.“ Die Arbeit besteht aus zwei Kreisen, einer flächig ausgefüllt, einer nur im Umriss wiedergegeben, der kleinere Kreis ist in den größeren Kreis eingeschrieben. Drei Menschen, die untrennbar und ewig miteinander verbunden sind, eine
Familienkonstellation, simpel, abstrahiert auf zwei schwarze Kreisformen und einen Herstellungsprozess und doch unendlich komplex.

...

„Es darf gerne abstrakt sein, aber ich muss von etwas ausgehen, es muss von irgendwoher kommen“ sagt Roman Pfeffer. Nun, der Ausgangspunkt für alle Arbeiten ist, wie wir gesehen haben, der Künstler selbst. Dabei geht es aber natürlich nicht um individuelle Darstellung, sondern eher um eine Stellvertreter-Figur, als die sich der Künstler anbietet. Sein Körpermaß ist das Maß, das die Dimension der Kunstwerke vorgibt. Der Künstler ist zum Objekt verwandelt, transformiert und abstrahiert sich, behält aber den Bezug zur Wirklichkeit im Sinne seiner 181 cm Körpergröße bei. Der starke Abstraktionsgrad, mit dem Roman Pfeffer arbeitet – seine Titel geben dabei oft Hinweise zur Dechiffrierung – erzeugen eine Offenheit. Flexibilität und „in der Schwebe halten“ sind ihm wichtig erzählt er mir, nicht soll feststehen, nichts soll zementiert sein, wie auch die Arbeit an der Hauptwand zeigt.

Wir sehen ein sich aus insgesamt 28 Quadraten zusammensetzendes Bild: Acryl auf Leinwand auf Aluminium. Zartes Pastellrosa und weiches Grau fügen sich zu geometrischen Flächen, ME heißt die Arbeit. Was daran ist ein Selbstporträt? Schauen sie sich das Bild genau an und visualisieren sie das englische Wort ME: Roman Pfeffer hat die beiden Buchstaben M und E auf Leinwand gebracht, jedoch ist die Hälfte der 28 Quadrate beweglich und um 90 Grad gedregt, ihre Position kann variiert werden.

Ein so starres Regelsystem wie Sprache bricht Roman Pfeffer damit auf und maskiert das Wort ME praktisch zur Hälfte. Ist das eine Arbeit am Selbst? Das permanent Neu-Denken, Sich-Verändern – ist das ein Befreiungsschlag gegen Schulterzucken und „Es bleibt eh immer alles so, wie es ist?“ Ist das die Essenz künstlerischen Arbeitens und Denkens? „Ja, wenn man das weiß, erschließt es sich, aber wenn man es nicht weiß?“ frage ich ihn im Atelier. „Das macht mir auch nichts aus, das darf auch so sein...“ sagt mir Roman Pfeffer, mit leicht nach oben zuckenden Mundwinkeln. Seine Kunst ist kein erhobener Zeigefinger, keine moralische Message – sondern ein schlichter, aber pointierter Denkanstoß für alle.

...

Wenn Roland Barthes und Michel Foucault bereits Ende der 1960er Jahre über die Bedeutung bzw. den Tod des Autors nachgedacht haben, so sind Fragen nach Urheberschaft, Autorschaft und dem Dasein ganz allgemein auch die Lieblingsthemen von Roman Pfeffer und speziell dieser Ausstellung, für die sich der Künstler im Referenzwert großzügig zur Verfügung stellt, das Nachdenken aber genau so großzügig uns selbst überlässt.

LIsa Ortner-Kreil, 2024

Roman Pfeffer, Me and my mother, produced by my father, 2015, MDF, Maßband, Ø 57,6cm, Foto Pfeffer / Bildrecht

Roman Pfeffer

*1972 in Vöcklabruck, lebt und arbeitet in Wien und Attnang-Puchheim.

Roman Pfeffer studierte von 1996 bis 2001 an der Akademie der bildenden Künste Wien und am Kent Institute of Art and Design in Canterbury, England. Seit  2010 ist er, mit Unterbrechungen, Mitglied des TransArts  Leitungsteam an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Roman Pfeffer ist Dagmar Chobot Preisträger von 2018 und wurde 2013 mit den Preis des Landes Tirol beim 33. Österreichischen Grafikwettbewerb 2013 in Innsbruck ausgezeichnet.

Roman Pfeffers Werke wurden in zahlreichen Institutionen und Galerien gezeigt: Galila’s P.O.C., Brüssel; Sculpture inside, Bondi/Sydney; Belvedere 21, Blickle Kino, WIen; museum krems/Kunsthalle Krems; Biennale for change, MAK, Wien; The Museum of Fine Arts, Osijek; Gallery Geukens & de Vil, Antwerpen; vorarlberg museum, Bregenz; Galerie Raum mit Licht, Wien; Galerie 422, Gmunden; MAERZ bildende Kunst, Linz; Studio im Hochhaus, Berlin; Hilger NEXT, Wien; Fondazione Giorgio Cini Venedig; MQ ART BOX, Wien; LA IRA DE DIOS, Buenos Aires; Kunsthalle Wien; Austrian Cultural Forum, London;

Stadt_Wien_Kultur_pos_rgb_500
BMKKOEDS_Logo_srgb